Unsere Unternehmensgeschichte
Wir stellen uns unserer Geschichte
Kultur, Geschichte und Erinnerung sind für jede Gesellschaft unverzichtbar. Für ein Handelsunternehmen, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1910 reichen und das in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts von dramatischen Veränderungen geprägt wurde, gilt dies in besonderem Maße. Auf dieser Seite möchten wir Sie über die Geschichte von L&T informieren.
Die Entstehungsgeschichte
1910 gründen Max Katz, Ludwig Stern und Gustav Falk in Osnabrück das Kaufhaus Alsberg & Co. Während der NS-Diktatur wird das Kaufhaus Opfer antisemitischer Boykottmaßnahmen und die jüdischen Unternehmer werden 1935 im Zuge der „Arisierung“ zum Verkauf gezwungen. Davon profitieren die neuen Eigentümer Friedrich Lengermann und Alfred Trieschmann, die zunächst das Warenlager, später auch die Grundstücke kauften. 1942 wird das Gebäude bei einem Bombenangriff komplett zerstört. Nach dem Krieg leisten Friedrich Lengermann und Alfred Trieschmann auf Grundlage des Rückerstattungsgesetzes eine Restitutionszahlung in einer damals üblichen Höhe an die jüdischen Vorbesitzer. Zwischen 1949 und 1953 ging diese Zahlung in mehreren Raten an die früheren Besitzer und an die ehemaligen Grundstückseigentümer. Das geschehene Unrecht und das Leid der enteigneten Vorbesitzer kann das aber nicht wieder gutmachen.
Beginn der Aufarbeitung
Mark Rauschen, Geschäftsführer und Urenkel von Alfred Trieschmann, ist sich der Verantwortung, die diese Unternehmensgeschichte mit sich bringt, bewusst. 2010 hat er eine historische Untersuchung in Auftrag gegeben, um dieses Kapitel der L&T-Geschichte aufzuarbeiten und sich ihm zu stellen. 2023/2024 wurde das Gutachten durch weitere Archivrecherchen noch einmal ergänzt und aktualisiert. Mark Rauschen betont: „Unabhängig von der historischen Faktenlage geht es um die Verpflichtung zur Erinnerung, die uns allen obliegt. Als Nachfolger derjenigen, die von einem Unrechtssystem profitiert haben, ist diese Verpflichtung unverhandelbar.“
Seitdem setzt sich L&T intensiv mit seiner Geschichte auseinander. Eine Gedenktafel im Erdgeschoss des Hauses erinnert an die ehemaligen jüdischen Eigentümer. Neue Mitarbeiter*innen erhalten im Rahmen ihrer Einarbeitung Informationen über die jüdischen Vorbesitzer des Unternehmens. Immer wieder fördert L&T Projekte zur Erinnerungskultur und zum Miteinander von Juden und Christen, meist ohne das öffentlich zu kommunizieren.
Erinnerungskultur leben
Nach einem menschlichen Fehler bei einer Förderungsanfrage während der Corona-Krise 2021 stellte Mark Rauschen im Herbst 2022 ein Team zusammen, damit die Erinnerungskultur noch stärker im Unternehmen verankert ist. Vivien Moor (Projektmanagement), André Gizinski (Unternehmensentwicklung), Mark Rauschen (geschäftsführender Gesellschafter) und Lisa Simon (externe Beratung) setzen sich seitdem kontinuierlich dafür ein, Erinnerungskultur mit Leben und Projekten zu füllen. Dafür arbeiten wir mit regionalen und überregionalen Initiativen zusammen, die unter anderem für unsere Mitarbeitenden Workshops durchführen. Wir möchten dazu beitragen, dass nicht vergessen wird, was in der NS-Zeit geschah, und uns gleichzeitig für ein „Nie wieder“ und für eine tolerante, vielfältige Gesellschaft einsetzen.
Aktuelles
Folgende Neuigkeiten gibt aus unseren Projekten
Im Juli 2024 haben 14 freiwillige Mitarbeitende an einem Workshop mit den Zweitzeugen teilgenommen. Das Angebot wurde mit großem Interesse angenommen und soll im nächsten Jahr wiederholt werden.
Folgend ein Beitrag dazu von André Gizinski, Leiter der Unternehmensentwicklung:
„Ein Tag gegen das Vergessen sowie gegen Antisemitismus und Diskriminierung in jeglicher Form.
Die persönliche Lebensgeschichte von Rolf Abrahamsohn hat unserer Gruppe sehr emotional verdeutlicht, was es hieß, in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt zu werden. Rolf hat Unfassbares erlebt: Diskriminierung, Enteignung, Gewalt, Tod und Vertreibung. https://zweitzeugen.de/geschichten/zeitzeuginnen/rolf-abrahamsohn
Der „ZWEITZEUGEN e.V.“ ermutigt und befähigt Menschen, durch das Weitergeben der Geschichten von Überlebenden des Holocaust selbst zu zweiten Zeug*innen, zu Zweitzeug*innen zu werden, und sich gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen im Heute einzusetzen.
Die Hasepost hat zum Thema „Erinnerungskultur bei L&T“ folgenden lesenswerten Artikel veröffentlicht: https://www.hasepost.de/modehaus-lt-osnabrueck-erinnerungskultur-vergangenheit-nationalsozialismus-493615/„
Im September 2024 haben wir alle Unterlagen bis zu den 1950iger Jahren an das Niedersächsische Landesarchiv der Abteilung Osnabrück übergeben. Nach Aufbereitung der Unterlagen sind diese für die Öffentlichkeit zugänglich und können für Recherchen über die NS-Zeit in Osnabrück genutzt werden.
Über folgenden Link können Sie sich über die Bestände des Landesarchivs informieren: Nds. Landesarchiv, Abt. Osnabrück > Gliederung – Arcinsys Detailseite (niedersachsen.de)
2021 sind wir durch einen menschlichen Fehler eine Förderanfrage der IGS Osnabrück nicht nachgekommen und konnten die Schüler und Schülerinnen, die bereits 2020 an dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teilgenommen haben nicht unterstützen. Dies wollen wir in diesem Jahr ändern und sind aktuell im Austausch, um dieses Projekt an der IGS Osnabrück zu unterstützen.
Im September 2024 haben wir die Möglichkeit bekommen mit unseren Auszubildenden die Osnabrücker Synagoge zu besuchen. Folgend ein Beitrag einer unserer Auszubildenden zu unserem Besuch:
„Am 10. September hatten wir die Gelegenheit, vormittags in der Synagoge in Osnabrück zu Gast zu sein. Wir wurden herzlich empfangen und bekamen wertvolle Einblicke in die Geschichte der Synagogen in Osnabrück, besonders während des Holocausts.
Mit uns wurde die bewegende und persönliche Geschichte einer damaligen Überlebenden geteilt. Uns wurde erzählt, wie schrecklich diese Zeit war und wie wichtig es ist, diese Geschehnisse nicht zu vergessen.
Wir erfuhren viele interessante Informationen über das Judentum, seine Bräuche, Feiertage und religiöse Gegenstände. Zum Abschluss durften wir den Gebetsraum der Synagoge besichtigen, wo die Gottesdienste stattfinden.
Es war ein besonderer Tag, der uns die Gelegenheit bot, über den Holocaust nachzudenken und das Judentum besser zu verstehen, damit diese schreckliche Zeit nicht in Vergessenheit gerät.“
Wir danken der Organisation Judentum begreifen und vor allem Ruth de Vries und Monika Stadje für die herzliche Gastfreundschaft und der jüdischen Gemeinde aus Osnabrück für diesen Einblick in das Gemeindeleben.
Unser Bekenntnis
Neben einem transparenten Umgang mit der Unternehmensgeschichte ist es für uns wichtig die daraus entstandene Verantwortung zu leben.
Die Vergangenheit können wir nicht mehr verändern, aber wir können die Zukunft gestalten. Es ist unsere Aufgabe, gemeinsam mit anderen an den Holocaust zu erinnern und gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und für eine offene Gesellschaft einzutreten.
Wir beteiligen uns aktiv an Projekten, die jüdisches Leben in Osnabrück und Deutschland fördern oder die sich für eine zukunftsgewandte Erinnerungskultur einsetzen.
Wir sind überzeugt: Für eine aufgeklärte, freie und diverse Gesellschaft ist das unverzichtbar.
Wenn Sie Fragen zum Thema Erinnerungskultur und der Geschichte von L&T haben, wenden Sie sich gerne an uns über die folgende E-Mail-Adresse: [email protected]
Weiterführende Links zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust
- +In Osnabrück
- Deutsch-Israelische Gesellschaft
Erich Marie Remarque-Friedenszentrum
Gedenkstätten Gestapo-Keller und Augustaschacht
Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Sie möchten hier mit Ihrer Initiative oder Einrichtung aufgeführt sein? Kontaktieren Sie uns gerne.
- +Überregional
- Anne Frank Haus
Bundeszentrale für politische Bildung
Deutsches Historisches Museum/Lebendiges Museum online
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Internationale Holocaust Gedenkstätte: Yad Vashem
United States Holocaust Memorial Museum
Unterrichtsmaterialien zum Holocaust
Sie möchten hier mit Ihrer Initiative oder Einrichtung aufgeführt sein? Kontaktieren Sie uns gerne.