Erinnerungs­kultur

Unsere Unternehmens­geschichte

Wir stellen uns unserer Geschichte

Kultur, Geschichte und Erinnerung sind für jede Gesellschaft unverzichtbar. Für ein Handelsunternehmen, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1910 reichen und das in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts von dramatischen Veränderungen geprägt wurde, gilt dies in besonderem Maße. Auf dieser Seite möchten wir Sie über die Geschichte von L&T informieren.

Luftaufnahme von 1915 der Osnabrücker Innenstadt mit Blick auf L&T
Luftaufnahme von 1915 der Osnabrücker Innenstadt

Die Entstehungsgeschichte

1910 gründen Max Katz, Ludwig Stern und Gustav Falk in Osnabrück das Kaufhaus Alsberg & Co. Während der NS-Diktatur wird das Kaufhaus Opfer antisemitischer Boykottmaßnahmen und die jüdischen Unternehmer werden 1935 im Zuge der „Arisierung“ zum Verkauf gezwungen. Davon profitieren die neuen Eigentümer Friedrich Lengermann und Alfred Trieschmann, die zunächst das Warenlager, später auch die Grundstücke kauften. 1942 wird das Gebäude bei einem Bombenangriff komplett zerstört. Nach dem Krieg leisten Friedrich Lengermann und Alfred Trieschmann auf Grundlage des Rückerstattungsgesetzes eine Restitutionszahlung in einer damals üblichen Höhe an die jüdischen Vorbesitzer. Zwischen 1949 und 1953 ging diese Zahlung in mehreren Raten an die früheren Besitzer und an die ehemaligen Grundstückseigentümer. Das geschehene Unrecht und das Leid der enteigneten Vorbesitzer kann das aber nicht wieder gutmachen.

Beginn der Aufarbeitung

Mark Rauschen, Geschäftsführer und Urenkel von Alfred Trieschmann, ist sich der Verantwortung, die diese Unternehmensgeschichte mit sich bringt, bewusst. 2010 hat er eine historische Untersuchung in Auftrag gegeben, um dieses Kapitel der L&T-Geschichte aufzuarbeiten und sich ihm zu stellen. 2023/2024 wurde das Gutachten durch weitere Archivrecherchen noch einmal ergänzt und aktualisiert. Mark Rauschen betont: „Unabhängig von der historischen Faktenlage geht es um die Verpflichtung zur Erinnerung, die uns allen obliegt. Als Nachfolger derjenigen, die von einem Unrechtssystem profitiert haben, ist diese Verpflichtung unverhandelbar.“

Seitdem setzt sich L&T intensiv mit seiner Geschichte auseinander. Eine Gedenktafel im Erdgeschoss des Hauses erinnert an die ehemaligen jüdischen Eigentümer. Neue Mitarbeiter*innen erhalten im Rahmen ihrer Einarbeitung Informationen über die jüdischen Vorbesitzer des Unternehmens. Immer wieder fördert L&T Projekte zur Erinnerungskultur und zum Miteinander von Juden und Christen, meist ohne das öffentlich zu kommunizieren.

Infotafel zur jüdischen Vorgeschichte von L&T
Erinnerungstafel im Modehaus

Unser Engagement

L&T unterstützt im Rahmen der Erinnerungskultur folgende Stiftungen und Vereine

Ausbildung zum Zweitzeugen

Der Verein ermutigt und befähigt (junge) Menschen durch das Weitergeben der Geschichten von Überlebenden des Holocaust selbst zu zweiten Zeug*innen zu werden, und sich gegen Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen im Heute einzusetzen.

Seit 2023 unterstützen wir die wertvolle Arbeit und freuen uns, dass im Sommer 2024 erste Mitarbeitende zu Zweitzeugen ausgebildet werden – für eine Zukunft ohne Antisemitismus, Rassismus oder andere Diskriminierungsformen.

Informiert, couragiert, engagiert! Eine gemeinsame Initiative gegen Antisemitismus

Antisemitische Haltungen und Handlungen sind auch heute noch trauriger Alltag in Deutschland – und das nicht nur an den Rändern der Gesellschaft. 2022 wurden in Deutschland 2.480 antisemitische Vorfälle gemeldet, die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher liegen. Um diese zu erkennen und auch darauf reagieren zu können, hat die Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft das Schulungsprogramm „Informiert, couragiert, engagiert!“ für Unternehmen oder Vereine ins Leben gerufen.

Das Projekt setzt da an, wo täglich viele Menschen zusammenkommen: am Arbeitsplatz. In einem modularen Blended Learning- Programm erarbeiten die Teilnehmenden Wege, Antisemitismus zu erkennen und darauf zu reagieren. Das Engagement gegen Antisemitismus ist zudem ein starkes Symbol für das Wahrnehmen sozialer Verantwortung und Achtung der Menschenrechte – nach innen und nach außen. Das Projekt wird im Rahmen der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung EVZ und vom Bundesministerium der Finanzen gefördert.
Seit 2023 unterstützen wir die wertvolle Arbeit der Stiftung und freuen uns, dass im Herbst 2024 erste Mitarbeitende an dem besonderen Programm teilnehmen. Sie erhalten damit Kompetenzen, die ein tolerantes und friedliches Miteinander fördern.

EVZ Stiftung mit L&T

Erinnerungskultur leben

Nach einem menschlichen Fehler bei einer Förderungsanfrage während der Corona-Krise 2021 stellte Mark Rauschen im Herbst 2022 ein Team zusammen, damit die Erinnerungskultur noch stärker im Unternehmen verankert ist. Vivien Moor (Projektmanagement), André Gizinski (Unternehmensentwicklung), Mark Rauschen (geschäftsführender Gesellschafter) und Lisa Simon (externe Beratung) setzen sich seitdem kontinuierlich dafür ein, Erinnerungskultur mit Leben und Projekten zu füllen. Dafür arbeiten wir mit regionalen und überregionalen Initiativen zusammen, die unter anderem für unsere Mitarbeitenden Workshops durchführen. Zusätzlich werden wir Fahrten zu Gedenkstätten oder Ausstellungen anbieten. Wir möchten dazu beitragen, dass nicht vergessen wird, was in der NS-Zeit geschah, und uns gleichzeitig für ein „Nie wieder“ und für eine tolerante, vielfältige Gesellschaft einsetzen. Außerdem übergeben wir die Unterlagen aus den entsprechenden Jahren an das Niedersächsische Landesarchiv Osnabrück, wo sie öffentlich einsehbar sind.

Unser Bekenntnis

Neben einem transparenten Umgang mit der Unternehmensgeschichte ist es für uns wichtig die daraus entstandene Verantwortung zu leben.

Die Vergangenheit können wir nicht mehr verändern, aber wir können die Zukunft gestalten. Es ist unsere Aufgabe, gemeinsam mit anderen an den Holocaust zu erinnern und gegen Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und für eine offene Gesellschaft einzutreten.

Wir beteiligen uns aktiv an Projekten, die jüdisches Leben in Osnabrück und Deutschland fördern oder die sich für eine zukunftsgewandte Erinnerungskultur einsetzen.

Wir sind überzeugt: Für eine aufgeklärte, freie und diverse Gesellschaft ist das unverzichtbar.

Wenn Sie Fragen zum Thema Erinnerungskultur und der Geschichte von L&T haben, wenden Sie sich gerne an uns über die folgende E-Mail-Adresse: [email protected]

Weiterführende Links zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust